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Pordoispitze Westwand

 

 
Datum: 09.09.2011
   
Mit dabei: Uli S. und Stephan W.
   
Lage: Die Pordoispitze liegt südöstlich der Sella in den Dolomiten.
   
Ausgangspunkt: Kleiner Parkplatz auf der Straße südlich vom Sellapass.
   
Erstbesteigung: Von A. Dibona, L. Rizzi mit G. und M. Mayer 1910.
   
Route: Beginnt im rechten Wandteil durch Rinnen führt sie dann weiter oben nach rechts bis auf das große Schuttband. Von hier weiter nach rechts hinauf zum Einstieg in die obere Wand in einer großen Verschneidung.
   
Schwierigkeiten: Alpine Klettertour im IV. Schwierigkeitsgrad, bis zum Band ca. 600 Meter Höhe. Ab mittlerem Teil wenig zwischen und Standplätze vorhanden. Nicht immer eindeutige Routenfindung.
   
 
Beschreibung
 
 
 

Als Uli und ich nach den Vajolettürmen wieder im Tal angekommen waren, sollte es gleich weiter in die Sellagruppe gehen. Also verabschiedeten wir uns vom Rosengarten. Auf der Fahrt trafen wir ein paar Anhalter aus Nürnberg. Die wollten zum Pass und von dort weiter zu einer Hütte aufsteigen. Da hinten im Wohnmobil noch genügend Patz vorhanden war, konnten wir alle vier ohne Problem mit Gepäck einladen. In Canazei wurden noch schnell neue Lebensmittel gekauft, dann konnte es weiter gehen. Das Ziel für diesen Tag war ein Klettergarten kurz unter dem Sellapass. Diesen hatten wir in Uli´s neu erworbenen Kletterführer entdeckt. Als die Gäste oben abgeladen waren ging es für uns also zu dem schönen Ziel. Hier südlich des Sellastocks verbrachten wir dann ein paar schöne Stunden.
Auf einem Traumparkplatz unter der wuchtigen Pordoispitze wurde das nächste Lager aufgeschlagen. Zum zweiten mal in diesem Urlaub grillten wir vor dem Wohnmobil. Morgen sollte die Poroispitze mit der Route Fedele angegangen werden. Diese Traumlinie durch die anscheinend senkrechte Wand war in unserem Kletterführer mit IV+ bewertet. Vor dem Essen hatten wir noch den Einstieg ausfindig gemacht. Die Kletterlinie führt über Rampen und später einer großen Wasserlinie entlang. Diese sah für die Jahreszeit recht feucht aus. Doch der Grund dann doch eine andere Führe zu gehen war, dass ich mich einfach nicht so fit fühlte. So überredete ich Uli am nächsten Morgen die leichtere Route „Dibona“ zu gehen.

Die Pordoiswestwand beim Aufstieg.

Die Pordoiwestwand vom Parkplatz.

Den Einstieg kannten wir noch nicht. Doch mit Hilfe der Führerliteratur war dieser schnell gefunden. Ein paar hundert Meter weiter rechts der Fedele  ging dieser von einem Schutthang in einer Art Rinne los. Die Routenführung war in den ersten Seillängen logisch. Immer wieder steckten Hacken und auch die Standplätze waren mit großen Ringen versehen. Super, so konnte es von mir aus weiter gehen. Über die Absicherung in dieser Schwierigkeit konnte auch nicht gemeckert werden. Bis jetzt also eine richtige Genusstour. Gut vorbereitet hatten wir uns allerdings nicht für diese Route. Die Topos hätten einzeln ausgedruckt gehört. Deshalb musste immer einer das ganze Buch mitschleppen. Auch standen für die Woche keine konkreten Ziele fest. So war auch die heutige Dibona Führe aus dem Zufall entstanden. Keine gute Vorbereitung also für diese 600 Meter Mauer. Sollte alles gut laufen und wir halbwegs fit auf das Band kommen, stand evtl. noch die 200 Meter Gipfelwand mit V+ auf dem Programm. Das macht in der Summe 800 Meter Kletterhöhe. Für mich und Uli ein neuer Rekord in solchem Gelände.
An einem Standplatz in einer weiteren Rinne war erst mal Endstation. Diese zog weit nach rechts durch die Wand. Definitiv die falsche Richtung. Wir holten das Buch aus dem Rucksack. Es konnte eigentlich nur nach links gehen. Doch da sah es ungemütlich aus. Durch diese steile kompakte Felswand sollten die nächsten IIIer Seillängen gehen? Kaum vorstellbar. Haken waren keine zu sehen. Weder rechts noch links oder sonst wo. Uli suchte das nähere Umfeld ab. Nichts zu finden. Die Zeit verging und wieder holte ich umständlich den Führer raus. Ich bereute keine Kopie dieser Tour für die Hosentasche gemacht zu haben. Es musste laut Beschreibung nach links gehen. Uli tastete sich in die ausgesetzte Wand vor. Hier gab es eine Rissrampe die tatsächlich nicht schwerer als III querte. 20 Meter später war tatsächlich ein Haken entdeckt. Schien also richtig zu sein. Der Standplatz an einem geschlagenen Haken war nach den bisherigen guten Ringen ungewöhnlich schlecht. Jetzt übernahm ich die Führung. Etwas mulmig querte ich weiter nach links. Sollte das wirklich richtig sein? Es gab hunderte von Möglichkeiten zu Klettern, so beschloss ich die bisherige Richtung beizubehalten. Hinter uns war eine zweite Seilschaft aufgetaucht die jetzt an den letzten guten Standplatz kam. Erste Frage, macht ihr auch die Dibona und zweite geht das da links rüber? Die Frage war gut, die hätte ich auch gerne jemanden gestellt. Da ein Haken und gleich noch einer. Direkt über mir schien es flacher zu werden. Dort traf ich dann auch auf den ersehnten Standplatz. Einen großen einzementierten Ring. Uli kletterte die nächste Seillänge leicht links über die folgende Felsstufe. Es folgte einer Art Bachbett, bis ein großer Block dieses blockierte. Links senkrechte Wand, rechts eine schräge Rampe um die wir den Block umgingen. Es folgte ein weiterer aber kleinerer Schuttkessel. Wieder kein Haken oder sonst ein Hinweis als Wegweiser zu entdecken. Ich holte das Buch aus dem Rucksack. Laut Topo müsste es links die kleine Verschneidungsrinne hochgehen. Dieses mal schenkten wir dem Führer gleich glauben und stiegen ein. Die beiden anderen hatten jetzt aufgeschlossen und der Vorsteiger kam bei Uli am Standplatz an. Ich fand einen Haken, den ersten seit dem letzten eingebohrten Standplatz. Wenige Meter später folgte schon der nächste. Dann tauchte wieder ein gut gebohrter Standplatzring vor mir auf. Uli war auch schnell da und übernahm die Führung. Eine Verschneidung mit Riss folgte. Wahrscheinlich die schönste Seillänge in der gesamten Tour.

Uli im unteren Teil der Tour.

Uli in der schönen Verschneidung.

Auch die hatte am Ende einen guten Ring zur Selbstsicherung. Wir blickten nach oben. War zwar kein Haken zu sehen, schien aber der Logische Weiterweg zu sein. Die Beiden Kletterer unter uns meinten es gehe hier aber nach links um eine ausgesetzte Felskante. Umständlich wurde das Buch aus dem Rucksack geholt. Könnte stimmen was sie sagen. Ich kletterte um die unangenehme Stelle und tastete mich vorsichtig weiter nach links. Keine guten Sicherungsmöglichkeiten und das Gelände recht marode. Was wünscht man sich mehr wenn nicht mal sicher ist ob man richtig ist. An einem Felskopf machte ich Stand. Als Uli da war studierten wir den Weiterweg. Wieder war nichts zu sehen. Direkt über uns wartete eine steile und nicht gerade einladende Platte. Links sah es leicht aus. Uli Querte weiter in die Richtung. Ich kam nach und mein Gefühl sagte nichts gutes. Zum letzten guten Standplatzhaken war es nun schon ein ganzes Stück. Dazwischen lag auch noch diese dumme Kante die mir nicht geheuer war. Wo sind eigentlich die beiden anderen geblieben? Wir brauchten das Topo. Also Schlingen runter, dann den Rucksack. Langsam nervte mich diese überflüssige Hantirerei. Hätte ich bloß eine Kopie gemacht von dem Ding.
Ein Überhang versperrte den direkten Aufstiegsweg. Im Buch gab es zwei Möglichkeiten diesen zu umgehen. Einen über die Platte unter der Uli und ich nach links gequert waren, oder weiter diese Richtung. Irgendwie nervte uns die letztere Variante, weil nicht ersichtlich war wie weit nach links gequert werden musste. Also zurück auf gleichem Wege. Schon bald konnte ich Stimmen hören. Die beiden Anderen waren auch um die Kante. Der Vorsteiger befand sich gerade in der darüber liegenden Platte. Sah ziemlich schwierig aus und er hatte etwas zu kämpfen. Dort oben gab es eine Schlinge und weitere Haken die wir einfach übersehen hatten. Uli und ich warteten ab. Wir studierten den genauen Verlauf was mit dieser Vorführung ein Kinderspiel war. Eine Weile später hatten es die Beiden geschafft. An einem Absatz schien der nächste Standplatz zu liegen. Uli der bessere Kletterer von uns beiden sollte das mal lieber Vorsteigen. Merkwürdig, ohne große Anstrengung kam er durch. Auch mir kam es nicht so schwer vor wie anfangs gedacht. Ist halt doch ein großer Vorteil wenn man weiß wo man hin muss. Als ich bei Uli ankam verschwand gerade der zweite der anderen Seilschaft. Jetzt durfte ich wieder vor. Das Gelände war zwar immer noch Steil, aber gut Griffig. Die Schlüsselstelle schien mit der letzten Platte hinter uns zu liegen. Einfach den Zweien folgend erreichten wir wieder flacheres und ganz einfaches Gelände. Jetzt ging es ziemlich direkt, den leichtesten Weg, durch Verschneidungen und Spalten zum großen Schuttband hinauf.

Uli in der Platte.

Uli am Standplatz kurz vor dem großen Band.

Hier machten wir alle eine Pause. Zum ersten mal an diesem Tag unterhielten wir uns mit der anderen Seilschaft. Sie wollten über das Schuttfeld nach rechts aus der Wand. Dort trifft man dann auf den Normalweg der auf die Pordoispitze führt. Uli und ich hatten die obere 200 Meter Wand noch nicht ganz aufgegeben. Wir verabschiedeten uns voneinander. Während die Beiden langsam verschwanden, stiegen Uli und ich um einen riesigen und sehr auffälligen Würfel. Hinter diesem sollte es in der oberen Wandzone losgehen. Eine Verschneidung wie im Topo gezeichnet war schnell gefunden. Kein Haken, Schlinge oder sonst was zeigte sich. Mittlerweile war es spät geworden, die Uhr zeigte halb drei. Über uns lagen 5 Seillängen im oberen fünften Schwierigkeitsgrat. Für mich zu viel, je länger ich die Sache betrachtete umso weniger Lust hatte ich da einzusteigen. Uli schien noch Reserven zu haben. Vorsteigen war nicht mehr drin, aber durchquälen würde schon noch gehen. So erklärte ich es ihm. Anscheinend wollte er mich heute nicht mehr leiden sehen und so beschlossen wir hier abzubrechen. Die beiden Anderen waren nicht mehr zu sehen als auch wir uns über die Schuttrampe nach rechts bewegten. Es gibt angenehmere Wege wie diesen. Ein kleiner Pfad der durch ein steiles Schotterband führt. Einige Meter über dem 600 Meter tiefen Abgrund. Ausrutschen streng verboten. Aber es geht schon, war heute schlimmeres dabei. Sobald man um die Ecke der großen Felskante kommt, sind die Kabel der Gondelbahn zu sehen. Einige Meter dahinter der Weg aus dem Tal. Dort waren noch einige im Abstieg unterwegs.
Uli und ich mussten aber erst mal hinauf. Durch das Tal zum Auto wäre es noch ein sehr weiter Weg gewesen. Auf der Rückseite der Pordoispitze hingegen führt ein Abstieg direkt zum Parkplatz zurück. Also noch mal Power geben. Mit der Hoffnung heute noch auf einem hohen Gipfel stehen zu dürfen geht es ganz gut. Der Weg führte in eine Scharte mit netter Hütte.

Die Hütte in der Scharte.

Uli vor dem Abstiegsweg.

Und was ist mit dem Gipfel? Mir war er Wurst, die Lust hatte mich für heute verlassen. Neuer Plan, ab in die Hütte und nach einem Bier wird schon wieder was gehen.

Interessanter Abstieg nach Norden.

Noch mal an der Westwand vorbei.

So war es dann auch. Über einen sehr interessanten und landschaftlich abwechslungsreichen Steig ging es hinunter. Erst durch Schuttfelder, dann begleitet von einem Bach der sich in einer Art Minikanjon dahinschlängelt. Aus Steinwüste wurden grüne Wiesen. Murmeltiere saßen in der Abendsonne auf Steinen. Der Weg wurde immer besser. Dann führt er direkt am Wandfuß der Pordoispitze entlang. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichten Uli und ich das Wohnmobil.
 

 
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