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Mont Maudit 4465 m

 

 
Datum: 03.08. - 05.08.2010
   
Mit dabei: Uli S. und Stephan W.
   
Lage: Der Mont Maudit ist der Nachbargipfel des Mont Blanc und liegt Nordöstlich von ihm.
   
Ausgangspunkt: Vom Gletscher Glacier du Geant, Zelt in der Nähe des Refuge Hotel Torino 3371m.
   
Erstbesteigung: Der Mont Maudit wurde am 12.09.1878 von den Engländern Henry Seymour King und William Edward Davidson mit Führern Johann Jaun der Jüngere und Johann von Bergen erstbestiegen.
   
Route: Über den Glacier du Geant zum Col du Midi. Ab hier steil den Gletscher hinauf Richtung Mont Blanc du Tacul. Diesen rechts umgehen zur Nordflanke. Durch diese zum Nordostgrat (Kuffnergrat) und dann über die Flanke zum Gipfel. Oder über die Westflanke einiges leichter.
   
Schwierigkeiten: Lange Tour in großer Höhe. Eispassagen bis 50°, eine Steilstufe mit Leiter etwa 5 Meter hoch, eine mit Fixseilen etwa 60 Meter hoch.
   
 
Beschreibung
 
 
 

Um sieben Uhr früh tauchte Uli mit seinem Wohnmobil bei mir auf. Meine Sachen waren schon gepackt. Sie mussten nur noch eingeladen werden. Über den Bodensee, durch Österreich und der Schweiz erreichten wir Italien. Hier am Ende des Aostatals, wo sich das Gebirge des Mont Blanc erhob, fanden wir in Palud einen guten Parkplatz. Dieser Ortsteil von Courmayeur liegt direkt am Fuß der höchsten Alpengipfel. Nur 5 Minuten entfernt stand eine Gondelstation. Ihre Stahlseile führten zur Felsspitze Helbronner hinauf. Diese Touristenattraktion auf  3462m Höhe war unser erstes Ziel. Dahinter lag die Gletscherfläche des Glacier du Géant. Auf diesem wollten wir unser Lager aufschlagen. Langsam wurde es dunkel und Uli schürte den Grill an. Kurze Zeit später brutzelten Nürnberger Bratwürste auf glühenden Kohlen. Für den gemütlichen Abend waren noch zwei Bier dabei, dann schliefen wir in den gemütlichen Betten des Wohnmobils ein.
Der Tag begann um 8 Uhr mit Waschen, Frühstücken und Rucksäcke herrichten. Die Ungetüme schafften trotz Packliste fast die 40kg Marke. Das war ein neuer Rekord. Doch es konnte auf nichts verzichtet werden. Zelt und Ausrüstung für eine Woche hatten eben ihr Gewicht. Gleich auf der anderen Straßenseite begann der Weg. Wir hatten uns vorgenommen, trotz vorhandener Gondel zu Fuß aufzusteigen. Geplant war dabei eine zusätzliche Akklimatisationsnacht in 2800m Höhe zu verbringen. Zum angestrebten Basislager hätte man dann nur noch 2 Stunden Marsch gehabt. Die Informationen darüber bekamen wir von Werner. Der war vor einem Jahr mit Jürgen dort oben gewesen und konnte gut Tipps geben.
Anfangs noch breit wurde schnell ein gemütlicher Pfad aus unserer Route. Dieser führte etwas rechts der Seilbahn entlang. Der Tag war herrlich, nur einzelne Wolken zogen über den stahlblauen Himmel. Uli und ich waren über den kleinen Wald, durch den sich der Weg schlängelte, dankbar. Er spendete hervorragenden Schatten gegen die stark strahlende Augustsonne. Rechts war schon seit unserer Ankunft der berühmte Grand Jorasses zu sehen. Links zog umringt von steilen Wänden der legendäre Portereygrat zum Mont Blanc hinauf. Unnahbar sahen sie aus, die Großen Berge der Alpen.
Um 12 Uhr war die Mittelstation le Pavillon Ston auf 2174m erreicht. Hier wurde in den schönen Wiesen eine längere Pause gemacht. Von dem Platz hatte man auch einen guten Blick über den weiteren Anstieg. Wie es aussah gab es ab den Felsen über 2700m keine Möglichkeit mehr ein Zelt aufzustellen. Die letzte Chance dafür schien an einer Stromstütze darunter zu liegen. Dort wechselte sich auch die grüne Vegetation mit karger Felslandschaft ab. Als diese nach weiteren eineinhalb Stunden erreicht war, gab es zur großen Freude sogar ebene Biwakplätze. Auch die hässliche Stromstütze hatte ihr gutes. Sie würde bei Gewitter einen guten Blitzableiter abgeben.

Uli und Stephan mit Gepäck am Wohnmobilparkplatz

Uli am ersten Zeltplatz

Jetzt fehlte nur noch Wasser zum perfekten Nachtlager. Mit den Trinkflaschen bewaffnet machten Uli und ich mich auf die Suche. Von der Mittelstation hatten wir einen Bach ein Stück weiter rechts ausgemacht. Doch ein Felsriegel versperrte den Weg. Das Gewässer zu erreichen wäre zeitraubend und umständlich. Weiter oben gab es schließlich noch ein Schneefeld. Dort müsste man einfacher hinkommen. Über große Geröllbrocken näherten wir uns dem Firn. Ein leises Plätschern war unter den Steinen zu hören. Doch an das Wasser kam man nicht heran. Uli und ich hatten keine Lust auf langes Schneeschmelzen. Schon gar nicht wenn man das kühle Nass regelrecht spüren konnte. Hinter einem größeren Block führte ein Rinnsal durch ein Wiesenstück. Zu klein um es abschöpfen zu können. Aber wir schafften es an einer engen Stelle so weit auf zu stauen, dass man es mit einem flachen Gefäß auffangen konnte. Auf diese weise gelang uns das befüllen der Flachen. Die Aktion dauerte zwar eine ganze Weile, dafür waren alle Wasserbehälter wieder voll.
Zurück am Zelt konnte noch auf ein paar Steinplatten entspannt werden. Die Abendsonne wärmte diese angenehm auf. Während ich auf meiner faulen Haut lag, versuchte Uli mit der Kamera ein Wiesel zu erwischen. Doch dieses war zu flink und tauchte wie ein Zauberkünstler immer wieder unter den verschiedensten Felsblöcken auf. Wir machten Essen und schlüpften gleich danach in die warmen Schlafsäcke. Draußen zogen dunkle Wolken auf. Der Wind wurde stärker, dann war Donnern zu hören. Ein Gewitter war im Anmarsch. Mit Getöse fegte es über uns hinweg. Als das letzte Grollen in der ferne verstummte, herrschte wieder Stille. Bis auf ein ständiges trippeln war nichts mehr zu hören. Eigentlich konnte alles Mögliche der Auslöser für dieses Geräusch sein. Wir aber hatten Angst, dass sich das Wiesel oder ein Murmeltier über unsere Vorräte hermachen will. Immer wieder blickte ich in die Dunkelheit hinaus, sah aber nichts.
Um 9 Uhr klingelte der Alarm an meiner Uhr. Draußen war der Himmel längst nicht mehr wolkenlos. Große Nebelschwaden zogen vorbei. Uli und ich bauten das Zelt ab. Die noch nasse Außenhülle wurde zum Trocknen ausgebreitet. Alles musste wieder in den Rucksack. Nach einer Stunde Arbeit war der Platz wie vorgefunden. Die zu schulternde Last hatte ihr altes Gewicht zurück.
Schritt für Schritt ging es weiter hinauf. Die Temperatur war deutlich gesunken und die Sonne kam immer seltener zum Vorschein. Jetzt veränderte sich auch langsam das Gelände. Der gemütliche Pfad wurde anspruchsvoller. Nach kurzer Zeit versperrte uns ein Felsriegel den Weg. Das oben angebrachte Fixseil sollte Hilfe beim Überwinden leisten. Doch mit den schweren Rucksäcken war das eine echte Herausforderung. Keuchend zogen Uli und ich das schwere Gepäck hinauf. Geschafft! Aber ab hier folgten immer wieder leichte Kletterstellen, die teilweise mit Stricke versehen waren. Im oberen Drittel wurde es dann zum Glück etwas flacher. Leicht angeschlagen erreichten wir den Grat. Dieser führte ein paar Meter rechts zur alten Torino Hütte. Sie war wie ausgestorben, keine Menschenseele weit und breit. Durch die Fenster konnte man sehen, dass die Unterkunft schon länger leer stand. Eine Seitentür lies sich jedoch öffnen. Im inneren führte eine steile Stahltreppe nach oben. Von dort waren leise Stimmen zu hören. Stufe für Stufe ging es hinauf. Schier unendlich lange schien dieser Tunnel durch den Berg zu führen. Dann standen wir plötzlich am Eingang des Refuge Torino. Dies war der wichtigste Stützpunkt von der Italienischen Seite. Uli und ich machten im Aufenthaltsraum eine Pause. Einige Bergsteiger studierten gerade Zeitschriften, andere kamen von draußen herein. Die Hütte steckte in einer dicken Nebelsuppe und die Sicht betrug keine 50 Meter. Werner hatte uns vor dem Urlaub noch einen Tipp gegeben wo wir das Zelt aufstellen sollten. Auf der Karte zeigte er uns die Stelle an einer Felsspitze im Glacier du Geant. Wir brauchten eine weile zum aufrafften, dann begann die Suche nach dem Punkt. Auf dem Gletscher konnte man nach kurzer Zeit keine Kontur mehr ausmachen. Der Biwakplatz war zwar nur 500 Meter entfernt, aber ohne Uli´s GPS hätten wir schlechte Karten gehabt. Die Technik macht´s möglich, Zielgenau trafen wir auf den Felsaufbau im Gletscher. Hier im Windschatten eines Granithaufens war ein guter Platz. Mit Hilfe der Schneeschaufel begradigte Ich eine größere Fläche. Darauf konnte dann das Zelt aufgestellt werden. Am Ende umringten wir den ganzen Bereich noch mit einer Schneemauer. Diese sollte zusätzlich gegen starke Böen schützen. Das Basislager für die kommende Woche stand nun bereit. Uli und ich schlüpften in die warmen Schlafsäcke.
Der nächste Morgen brachte keine Wetterbesserung. Für uns ein Tag zum ausruhen und Akklimatisieren. Als es um die Mittagszeit langweilig am Biwakplatz wurde, beschlossen wir ins Refuge Torino zu gehen. Dort sollte es bei einem Bier etwas Abwechslung geben. Die Preise waren zwar mit 6 € pro 0,4 Liter gesalzen, aber was will man machen. Wenigstens hing in der Hütte die Wetterprognose der kommenden Tage aus. Morgen war viel Sonne vorher gesagt. Sehr gut, dann konnte ja endlich das Programm starten.
3 Uhr früh war es so weit, die Wolken hatten sich aufgelöst und am Himmel zeigten sich die Sterne. Als Eingehtour hatten Uli und ich heute den Mont Maudit ausgewählt. Diesen 4465m hohen Gipfel hatte noch keiner von uns bestiegen. Unter der Voraussetzung man geht über seine Normalroute, gehört dieser Berg hier eher zu den leichteren Zielen. Der eigentliche Aufstieg beginnt am Col du Midi. Dort führt auch eine Gondelbahn von der französischen Seite herauf. Genau gesagt vom bekannten Bergort Chamonix zur 3824m hoch gelegenen Aiguille du Midi. Wir mussten erst mal über den Gletscher Glacier du Géant dort hin gelangen. Die Spur war gut ausgetreten und führte 300m hinunter in ein kleines Spaltenlabyrinth. Dann stieg der Weg wieder an bis das große Plateau am Refuge Cosmique in 3613m Höhe erreicht war. Dies war der meist überfüllte Stützpunkt auf der französischen Seite. An einer Felsnadel gleich daneben konnte man die Station Aiguille du Midi sehen. Von dieser führt übrigens auch eine Gondel zur Helbronner hinüber. Die Touristenattraktion schlecht hin, eine Fahrt von Frankreich nach Italien und dass mitten durchs Mont Blanc Massiv.
Eine Lichterkette von Stirnlampen zog sich den nun steiler werdenden Hang hinauf. An die 15 Seilschaften schienen sich bereits im Aufstieg zu befinden.

Uli am festen Basislagerplatz

Seilschaft am Aufstieg zum Mont Blanc du Tacul

Diese Route wurde nicht nur von Mont Maudit Interessenten begangen. Nein, die Spur gehörte eigentlich zur Mont Blanc Überschreitung. Vorbei an Mont Blanc du Tacul und unserem Ziel führt sie zum höchsten Punkt Europas. Der Megaklassiker in den Alpen zieht unheimlich viele Menschen an. Plötzlich gab es Stau. An einer Aluleiter, die über eine senkrechte Passage aufgestellt war, hatten ein paar Bergsteiger Probleme. Aber 15 Minuten später waren wir drüber und es konnte flüssig weiter gegangen werden. Durch beeindruckende Gletscherbrüche kamen Uli und ich zum flachen Nordgrat des Mont Blanc du Tacul. Hier hatte jemand in 4150m Höhe sein Zelt aufgestellt. Kein gemütlicher Platz bei der Windausgesetzten Stelle. Uli und ich ließen den nicht weit entfernten Gipfel links liegen, denn uns interessierte nur der 4465m hohe Mont Maudit. Dieser zeigte sich jetzt in seiner ganzen Pracht. Durch das flache Col Maudit wirkte es als stünde man in einem winterlichen Tal. Die Spur führte weiter zum Col du Mt. Maudit. Bei 4250m war es dann so weit und wir verließen den Weg. Laut meinen Informationen sollte es jetzt zum Nordostgrat gehen und ab dort mit dem Kuffnergrat zum Gipfel. Uli und ich mussten ab nun selbst den besten Aufstieg durch die zerklüftete Flanke finden. Über eine Schneebrücke im linken Teil gelang es uns auf den Grat zu kommen. Diesem folgend erreichten wir den steilen und felsigen Gipfelaufbau. Sollte es wirklich hier zum höchsten Punkt hinauf gehen? Von einer schweren Kletterstelle hatte ich nämlich nichts gelesen. Uli und ich querten unter den Felsen zurück in die Firnflanke. Die Bedingungen waren nicht ideal, an einer Blankeisstelle setzte Uli sogar eine Schraube. Dann war der rechte Nordgrat 10m unter dem Gipfel erreicht. Man konnte das erste mal über die Schneekante in die Westflanke blicken. Hier stiegen grade gemütlich zwei Bergsteiger den wenig steilen Hang hinauf. Sie fragten uns mit großen Augen ob wir den schweren Kuffnergrat gegangen wären? Ja klar, ungefähr 200 Meter weit! Etwas gefrustet über meine Toureninformationen ging es die letzten Meter ganz einfach zum Gipfel.

Der Mont Maudit vom Taculgrat aus

Uli und Stephan mit Fahne am Gipfel des Mont Maudit 4465m

Eindeutig führte eine  wesendlich einfachere Variante von der Westseite hoch. Die beiden hatten vorher den Mont Blanc bestiegen und waren schon wieder auf dem Weg nach unten. Dabei nahmen sie alle Gipfel wie, Mont Maudit und Mont Blanc du Tacul mit die in der Nähe der Route lagen. Den Schneespuren zu Folge hatte das heute noch keiner gemacht. Wir stiegen auch über die Westflanke ab und kamen wieder zur gut ausgetretenen Spur. Der Mont Blanc schien zum greifen nahe. Doch es  fehlten noch 400 Höhenmeter bis zu dessen Gipfel. Auch die kleinen Punkte die sich den Schlusshang hinauf quälten zeigten die Entfernungen deutlich. Tja Uli, dass könnte mit Abstand dein höchster Berg sein. Doch er ist nicht unser Ziel, Pech gehabt.
Es ging weiter zum Col du Mt. Maudit. Plötzlich kam ein Hubschrauber um die Ecke gedonnert und harte kurz an einer Stelle aus. Wollte der was von uns? Doch er drehte gleich wieder ab und flog zurück um den Nordwestgrat. Auf der anderen Seite schien etwas passiert zu sein. Der Helikopter hatte zwei Personen am Haken, schnell zischte er ins Tal ab. Vor uns standen fünf Bergsteiger an einer Schneekante und blickten in die Tiefe. Oh je, eine mit Fixseilen abgesicherte Steilstufe hatte einen größeren Stau ausgelöst. Hier gab es offenbar auch den Unfall. Zwischen Auf- und Absteigenden herrschte regelrechtes Chaos. Die Seile liefen kreuz und quer übereinander. Währenddessen kühlte uns der kalter Wind langsam aus. Wie es schien würde das noch länger dauern. Uli und ich beschlossen links im Firnhang neben den Seilen abzusteigen. Die Schneebedingungen waren gut und  schließlich hatten wir ja die Steileisgeräte dabei. Bald lag auch dieser ungemütliche Hang hinter uns. Im Aufstieg heut früh war uns dieser Staubereich erspart geblieben. Ein paar Meter tiefer lag der Punkt an dem Uli und ich in den Nordostgrat queren mussten. Wieder am Fuße des Mont Maudit angekommen ging es hinüber zum Taculgrat. Das Zelt, das am Morgen noch hier am Grat stand war verschwunden. Ich setzte mich auf den Rucksack. Die Sonne schien und der Wind hatte nachgelassen. Der Gipfel des Mont Blanc du Tacul war nicht weit entfernt. Uli könnte es schaffen, ich war schon zu kaputt. Nach ein wenig zureden machte er sich dann auch auf. Die Pause brauchten meine müden Knochen jetzt, der Rückweg würde noch mal einiges abverlangen. Es dauerte eine halbe Stunde bis Uli vom Gipfel zurückkam. Unglaublich wie langsam man hier oben ohne ausreichende Akklimatisation ist. Wieder etwas erholt konnte der Abstieg fortgesetzt werden. Als wir das Col du Midi erreicht hatten war die Entscheidung schon gefallen. Uli und ich wollten mit der Gondel von der Aiguille du Midi zur Italienischen Helbronner Station fahren. Das bedeutete zwar 300 Meter zur Seilbahn aufzusteigen, aber das hätte man auch auf der Gletscherquerung tun müssen. Schritt für Schritt kämpften wir uns hinauf. Am Ende folgte noch ein ausgesetzter Grat. Auf diesem hatten gerade mal zwei Füße nebeneinander Platz. Eine Brücke an der Gipfelstation wurde von einer großen Gruppe Menschen belagert. Die Touristen konnten von dort gut beobachten wie sich die Bergsteiger das letzte Stück hinauf zitterten. Endlich hatten wir den Eingang erreicht.
Es war 16:30 Uhr als Uli und ich am Fahrkartenschalter ankamen. Der Verkäufer erklärte uns allerdings, dass die Bahn zur Helbronner nur bis 16 Uhr in Betrieb war. So ein misst! Was nun? Nach Langem Grübeln kam uns eine gute Idee. Nach Chamonix hinunter war es kein Problem, das ging bis 18 Uhr. Sicherlich könnte man von da mit dem Bus durch den Mont Blanc Tunnel nach Courmayeur fahren. Dort stand immer noch das Wohnmobil. Mal wieder eine Nacht in dem gemütlichen Fahrzeug zu verbringen machte gleich gute Laune. Die verflog so schnell sie gekommen war. Die Schlüssel! Jeder von uns hatte für den Notfall einen dabei. Doch beide lagen jetzt im Zelt. Das kann doch nicht wahr sein! Ich holte meine Karte heraus. Da, an der Mittelstation nach Chamonix gab es eine Hütte. Dort könnte man noch übernachten und am nächsten Tag wieder mit der Gondel hier her zurück fahren. Das schien die einzige Möglichkeit zu sein die wir noch hatten. Die Unterkunft Refug du Plan de l´ Aiguille auf 2233m war in 10 Minuten Gehzeit erreicht.

Die Staustelle mit den Fixseilen am Col du Mt. Maudit

Das Refug du Plan l´ Aiguille auf 2233m

Uli und ich waren überrascht von der luxuriösen Herberge. Uns wurde ein 4 Bettzimmer mit herrlichem Blick nach Chamonix zugeteilt. Dieses hatten wir für uns alleine. Die sanitären Einrichtungen sahen super aus und zum guten Schluss hatte es sogar Duschen. Auch das Essen war lecker. Bei Bier und Wein stieg die gute Laune auf Tagesspitzenwert.
Um 7 Uhr war die Nacht zu Ende. Frühstücken, Zusammenräumen und auschecken. Mit der Seilbahn ging es wieder hinauf zur Aiguille du Midi. Das Wetter war miserabel geworden. Dichter Nebel und starke Windböen beherrschten den Tag. Ich machte mir etwas sorgen um das Zelt. Aber das sollte die paar Minuten auch noch halten. Der Kassierer am Fahrkartenschalter schaute uns an „heute fährt keine Bahn, das Wetter ist zu schlecht“. Wie jetzt?!? Ob und wann sie heute noch fahren würde wusste niemand. Ich brauchte erst mal einen Kaffee. Wir standen genau so deppert da wie gestern. Wenigstens war die Muskulatur wieder einigermaßen fit. Laufen schien die einzige Möglichkeit zu sein von dieser verfluchten Felsnadel runter zu kommen. Wie gesagt, die Sicht war schlecht, aber Uli hatte ja sein Navi dabei. Mit dem gelang es uns schließlich auch vor drei Tagen den Zeltplatz zu finden. Die Route musste das Gerät aufgezeichnet haben als wir gestern den Gletscher überquerten. Damit sollten auch die Spalten gut zu umgehen sein. Irgendwie freute ich mich jetzt über diesen Plan. Zumindest solange bis Uli das Navi einschaltete und verzweifelt den Track suchte. Was vorher noch nie geschehen war trat nun ein. Das GPS hatte einfach unsere Route nicht aufgezeichnet. Der Tag schien unter einem schlechten Stern zu stehen. Uli war total genervt und versuchte über das Personal herauszufinden wann und ob die Bahn noch einmal in Betrieb geht. Bei einer Hilfsbereiten Dame hatte er Glück, die schien etwas zu sagen zu haben. Als sie mit einem Kollegen gesprochen hatte konnten wir um 12 Uhr mit dem Wartungspersonal zur Helbronnerstation mit fahren. Von der Gondel sah ich, dass das Zelt noch stand. Das brachte meine beanspruchten Nerven zu guter letzt auch wieder in den normalen Bereich. Jetzt erst mal ein Bier auf den Schreck. Im Refug Torino blieben wir noch eine ganze Weile und lachten über diese Aktion.
weiter
 

 
   
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